Bei seinem Einstieg 1985 musste ihm niemand den Betrieb erklären. Als Bühler-Mann hatte er wenige Monate zuvor die neuen Weichweizenmühlen A und B in der Coop-Mühle, wie sie damals hiess, zum Laufen gebracht. Man hatte ihn abgeworben.

Der junge Ober­müller brachte Ideen ins Unter­­nehmen, auch etwas Luft in die strenge Hierarchie. Selbst Direktor Brunner habe erkannt, dass sein Nach­wuchs­mann Dampf drauf habe. Und er habe auf ihn gehört, sagt Rudolf Krebs über seine lang­jährigen Vor­gesetzten.

Seit 1993 Chef Produktion und Technik, hält sich Raimund Eigenmann an ein Leitmotiv von John F. Kennedy: Ein gescheiter Mann muss so gescheit sein, viel gescheitere Leute um sich zu haben. Das steht nicht nur auf seinem Zettel an der Wand.

«Ich verteilte die Jobs auf mehr Köpfe, alle bekamen einen Stell­vertreter. » Immer habe er Leute von unten nach­genom­men. Attestiert wird ihm ein feines Gespür für eine erfolg­reiche Team­besetzung. Ihn freut, dass heute die Müller technisch versiert sind und sehr selbst­ständig wirken.

Jeden Dienstag trifft sich Raimund Eigenmann mit dem Pro­duk­tions­­kader im sogenan­nten «Brunner­stübli». Dieses ist ausstaffiert mit schmalem Holz­korpus, Bieder­mann-Ecktisch, drei Gemälden und einem schmucken Mehlsack. Das Dutzend roter Stühle um den ovalen Holz­tisch ist das Einzige, das bestimmt nicht an das Direktions­büro zur Zeit von Albert Brunner erinnert.

«Alle Geschäftsführer in unserer Mühle waren zu ihrer Zeit grundsätzlich wichtig, brachten Energie, Ideen oder Ausgleich in den Betrieb», sagt Raimund Eigenmann. Eine grosse Aufgabe erwartete seinen heutigen Chef gleich zu Beginn beim Bau des Kornhauses, des stolzesten Meilensteins in der jüngsten Mühlen­geschichte: Romeo Sciaranetti habe es bei der Projekt­umsetzung verstanden, die anspruchs­volle gesell­schafts­politische Arbeit zu leisten und die Dinge diplo­matisch geschickt anzupacken. «In dieser Geschwindig­keit, ohne anzuecken, das konnte nur Romeo Sciaranetti.» Dies mit einer guten Mischung «aus hohem Engagement, Offen­heit und lateinischem Charme.»

Als Ökonom wirkte Romeo Sciaranetti zuvor in inter­national tätigen Unter­nehmen im Lebens­mittel- und Konsum­güter­bereich. Bei Swissmill sei es ihm beispiels­weise gelungen, die Vielfalt im Sortiment, besonders auch die Schäl-, Hafer- und Dinkel­kompe­tenz zu fördern. Ganz persönlich schätzt Raimund Eigenmann an seinem Vorgesetzten: «Ist er von einer Sache überzeugt, schenkt er dir volles Vertrauen und Freiheit zum Wirken und hält dir den Rücken frei.»

Drehen wir das Rad der Zeit um rund 20 Jahre zurück, als Josef Achermann, Agronom und Ökonom, das Unternehmen führte: Da herrschte laut Raimund Eigenmann «Auf­bruch­stim­mung, es war gesellschaftlich eine ganz positive Zeit. Herr Achermann kam mit einer Europa-Vision und sah uns als Müller mit Weltklasse.» Das Unternehmen präsentierte sich nun als «Swissmill – The Food Company».

Unter Josef Achermanns Geschäftsleitung ent­standen die blaue Lagerhalle mit Hochregallager und das Food Center mit Mischerei und Extrusion, auch neue Leitsysteme und das SAP-3 / R-System wurden integriert. In Workshops erkundeten Swissmill-Angestellte die strategischen Erfolgs­posi­tionen nach dem St. Galler Modell und Raimund Eigenmann erweiterte seine Kenntnisse mit einem Nachdiplomstudiengang an der HSG.

Bei einem Führungs­wechsel sei es ganz wichtig, «sich auch von unten her anzu­passen», das habe er gelernt, sagt Raimund Eigenmann lachend. Immer brauche es Team­arbeit auf allen Stufen, um gesteckte Ziele gut zu erreichen. Seit den Achtziger­jahren hat er unzählige technologische Neuer­ungen im Mühlen­betrieb uner­müdlich und mit grosser Passion ange­stossen und umgesetzt. Techno­logi­scher Fortschritt ist für ihn Programm. Er orientiert sich dabei an der Maxime: Pro Generation kosten­bewusst, aber optimal ausgelegt eine neue Mühle bauen. «Wenn die Mühle gut arbeitet, kommen auch die Kunden», spricht er aus Erfahrung.

Eugen Maggi – Januar bis Juni 1913
G. Götz – 1913 bis 1915 a. i.
Carl Hersberger – 1915 bis April 1961
Albert Brunner – 1961 bis 1988
Rudolf O. Huber – 1989 bis 1995
Josef Achermann – 1996 bis 2009
Romeo Sciaranetti – seit 2010