Mit vereinten Kräften an das Grossprojekt E-Mühle

Der mechanische Anlagenunterhalt wurde per Januar 2023 in die Abteilung Technik integriert. Das verstärkte Team hat bereits eine erste Feuerprobe zu bestehen: Die Installation der neuen E-Mühle für Bio-Getreide erfordert sämtliche Ressourcen. Im März 2024 soll die moderne Mühle in Betrieb sein.
Das Team Technik hat alle Hände voll zu tun: Die Vorbereitungsarbeiten für die Installation der E-Mühle erfordern alle Kräfte und dürfen den laufenden Betrieb möglichst wenig stören. Bilder: Daniel Sutter

Es ist warm, es ist laut, und die Anlagen laufen auf Hochtouren: Die Produktion im Mühlengebäude von Swissmill am Zürcher Sihlquai 306 ruht nie. Pro Tag werden hier auf über 1000 Maschinen und Anlagen bis zu 1000 Tonnen Weichweizen, Hartweizen, Hafer, Roggen und Dinkel verarbeitet.

Neben den Müllerinnen und Müllern, die rund um die Uhr dafür sorgen, dass die Qualität der Mehle, Griesse und Flocken stimmt, braucht es dafür viel technisches Know-how. Fachleute aus den Bereichen Gebäude-, Elektro- und Anlagenunterhalt stellen durch regelmässige Wartungsarbeiten sicher, dass die Mühlen reibungslos laufen und sind zur Stelle, wenn ein Problem auftritt – sei dies ein Motor, der aussteigt, oder eine Klappe, welche die Endposition nicht erreicht. Solche kost- und zeitintensive Produktionsunterbrüche müssen auf ein Minimum reduziert werden, was nur durch ein eingespieltes interdisziplinäres Team möglich ist.


Die Mitarbeitenden machen die gleiche Arbeit wie früher, aber die Teams sind mit der Integration noch stärker zusammengewachsen.

Simon Künzle


Die E-Mühle besteht aus über 100 Maschinen. Die ersten sind im August 2023 eingetroffen.
Roman Vetsch überprüft die Pläne. Der Platz im fast 200 Jahre alten Gebäude soll optimal genutzt werden.

Alle technischen Fachkräfte im Haus

Seit Januar 2023 sind alle Techniker, die für den laufenden Unterhalt zuständig sind, direkt bei Swissmill angestellt. Dann hat die Mühle drei Mechaniker der Firma Menert GmbH übernommen, die verkauft wurde; ein vierter kam im Mai dazu. Roman Vetsch, Bernhard Eberwein, Raffael Kaiser und Agron Lekaj waren schon viele Jahre als externe Dienstleister bei Swissmill tätig und sind nun neu als interne Mitarbeiter für Anlagenunterhalt und -installation zuständig. Gemeinsam mit den Elektrikern Fabian Rieser und Patrick Ritter, Bauchfachmann Heinz Luder und Allrounder Claudio D’Ambrosio bilden sie die erweiterte Organisationseinheit Technik. Leiter Simon Künzle ist froh, dass nun alle wichtigen Funktionen inhouse abgedeckt sind: «Die Mitarbeitenden machen die gleiche Arbeit wie früher, aber die Teams sind mit der Integration noch stärker zusammengewachsen.»

Die neue Organisationsform kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Bald schon wird im Hauptgebäude die neue E-Mühle von Bühler installiert. Sie soll die Weizenmühle B entlasten, mit der vor allem Label-Produkte hergestellt werden, und den Betrieb noch effizienter machen. Auf der modernen Mühle wird ab März 2024 ausschliesslich Getreide in Bio-Qualität verarbeitet, das heute bereits über 20 Prozent der Produktionsmenge ausmacht. «Indem wir künftig eine reine Bio-Mühle haben, können wir beispielsweise Spülchargen einsparen», sagt Simon Künzle. Sie schafft 150 Tonnen pro Tag und ist damit die drittgrösste Mühle von Swissmill. An der Spitze stehen die Mühlen A und B mit je 320 Tonnen.

Für die neue Bio-Mühle verlegt das Team Elektro mit Unterstützung von Swisspro mehrere Kilometer Kabel.
Um die Traglast der Böden zu verstärken, werden unter anderem 25 Stahlträger eingebaut.

Platz schaffen und das Gebäude fit machen

Die Installation der neuen Mühle ist auch für Branchenführer Swissmill ein Grossprojekt. Letztmals wurde im Jahr 1985 eine komplette Weichweizen-Mühle in Betrieb genommen. Damit die E-Mühle im fast 200 Jahre alten Gebäude installiert werden kann, braucht es umfangreiche Vorbereitungsarbeiten. Als Erstes musste Platz geschaffen werden: Die Maismühle wurde im Sommer komplett demontiert und die Maisproduktion ausgelagert. Zurzeit wird das Gebäude fit gemacht für den Einbau der neuen Mühle, die aus über hundert Maschinen besteht und sich über fünf Stockwerke erstrecken wird. 

Es werden rund acht Tonnen Stahl verbaut, um den Holzboden zu verstärken, eine ganze Treppe abgebaut, neue Löcher gebohrt sowie meterweise Rohre und kilometerweise elektrische Leitungen verlegt. Dazu sind bis zu sechs Elektriker im Einsatz. Immer wieder wird überprüft, ob der Platz gut genutzt ist. «Wenn man komplett neu baut, kann man alles im Voraus planen», sagt Simon Künzle. «Da bei uns der Platz begrenzt ist und der Betrieb weiterläuft, legen wir Schritt für Schritt fest, wo die einzelnen Maschinen installiert werden, und passen die Pläne bei Bedarf an.» Das Team arbeitet dabei eng mit Fachleuten von Bühler und SWISCA sowie mit Gebäudeplanern zusammen.

Die grössten Maschinen werden via Kran aufs Dach transportiert und gelangen von dort aus an ihren Bestimmungsort.
Im September 2023 haben die Installationsarbeiten begonnen; im März 2024 soll die Mühle bereits in Betrieb sein.

Aufbau in Rekordzeit

Als wir Ende August für einen Augenschein vor Ort sind, wird geschweisst und geschwitzt. Die Mechaniker Roman Vetsch, Bernhard Eberwein und Raffael Kaiser legen gemeinsam Hand an, um einen der 25 Stahlträger durch die Decke zu schieben. Das Loch muss noch etwas grösser werden, damit die bestehenden Leitungen nicht beschädigt werden. Dann gelingt es – ein weiterer 400 Kilogramm schwerer Träger ist platziert. Heinz Luder  ist ebenfalls an vorderster Front dabei und schenkt dem alten Gebäude neuen Glanz. Die neuen Stahlträger und Holzböden müssen sofort gestrichen werden, denn es geht Schlag auf Schlag und schon bald hat man keinen Zugang mehr.


Das ist unsere Stärke: Wir sind schnell, weil wir flach strukturiert sind und einfache Wege haben.

Simon Künzle


Im Untergeschoss arbeiten derweil Fabian Rieser und Patrick Ritter an den Schaltschränken und verlegen mit Präzision die zusätzlichen Kabel, die am Ende über fünf Etagen führen müssen. Sie haben Unterstützung von Mitarbeitenden von Swisspro, weil die Installation der neuen Mühle viel zusätzliche Arbeit bedeutet. Und in Zukunft kommen auf die Elektriker neue Aufgaben zu: Die moderne E-Mühle ist stärker automatisiert als die bisherigen und die Elektronik erhält eine grössere Bedeutung.

Während den Arbeiten am Gebäude liegen bei der Anlieferung bereits erste Anlagenteile bereit. Claudio D'Ambrosio kontrolliert die Maschinen und bereitet sie für den Transport in das Gebäude vor. Bis im November 2023 werden die Bestandteile nach und nach angeliefert und installiert. Die Bestellung bei Bühler erfolgte im Dezember 2022, gut ein Jahr später soll die E-Mühle bereits in Betrieb sein. All diese Arbeiten bei laufendem Betrieb unfall- und fehlerfrei durchzuziehen, ist eine Herausforderung. Doch das neue Team ist auf gutem Weg. «Wenn wir das so hinkriegen, ist das einzigartig», sagt Simon Künzle. «Das ist unsere Stärke: Wir sind schnell, weil wir flach strukturiert sind und einfache Wege haben.» Dank der neuen Organisationsform stimmt dies mehr denn je.


Die E-Mühle in Zahlen

Auf der neuen E-Mühle wird ausschliesslich Getreide in Bio-Qualität verarbeitet. Sie soll im März 2024 betriebsbereit sein und schafft rund 150 Tonnen pro Tag. Illustration: Gestalterei

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